Lernfeldtage – Umgang mit einem sensiblen Thema

Tod und Sterben gilt häufig als ein Tabuthema. Dabei betrifft es jeden von uns. Wir alle werden früher oder später mit dem Thema „Tod und Sterben“ konfrontiert. Die Fachakademie für Sozialpädagogik Ahornberg absolvierte am 20. und 21. November die sogenannten Lernfeldtage in der Weihermühle Mainleus.

Denn auch die 64 angehenden Erzieherinnen und Erzieher treten im Berufsleben mit trauernden Kindern und Jugendlichen in Berührung. Im Kindergartenalter tritt das Thema „Tod und Sterben“ häufig zum ersten Mal mit dem Tod der Großeltern oder des eigenen Haustieres auf.

Als pädagogische Fachkraft ist es nicht nur die Aufgabe, Kinder akut zu trösten, sondern sie während des gesamten Trauerprozesses zu begleiten. Hierzu erhielten die angehenden Erzieherinnen und Erzieher theoretischen und praktischen Input. Den Studierenden wurde zunächst mithilfe von Statistiken vor Augen geführt, wie präsent das Thema „Tod und Sterben“ für uns alle ist.

Adrian Roßner, Historiker und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Fränkische Landesgeschichte, bereicherte zunächst die jungen Erwachsenen mit anschaulichen geschichtlichen Hintergründen rund um die vielfältigen Traditionen und Bräuche in Verbindung mit dem Tod.

Traditionen und Bräuche erfüllen seit jeher die Funktion, die Toten sicher ins Jenseits zu führen, sodass diese dort ihre ewige Ruhe finden. Manche dieser Riten haben sich bis in unsere Zeit erhalten. So erzählte Adrian Roßner von der langen Tradition des Leichenschmauses, also des gemeinsamen Speisens der Trauergäste im Anschluss an eine Beerdigung. „Wir sind froh, mit Dr. Adrian Roßner einen ausgewiesenen Heimatforscher und Kenner der vielfältigen, fränkischen Traditionen als Referenten für unsere Fachakademie gewinnen zu können“, wie die Lehrkraft Sebastian Hamm bemerkt.

Neben einer persönlichen Reflexion durften die Studierenden ebenso didaktische Praxismethoden in verschiedenen Workshops kennenlernen, wie beispielsweise den sogenannten „Trauerkrug“. Die meisten Erwachsenen wissen aus Erfahrung von der Schwierigkeit, über dieses sensible Thema zu sprechen. Kinder reagieren hierauf sehr unterschiedlich. Einige ziehen sich zurück und können ihre Gefühle nicht klar kommunizieren.

In diesem Fall hilft den Kindern der Trauerkrug, um sich den eigenen Gedanken, Ängsten und Emotionen zu öffnen. In den Krug werfen die Kinder „Tränen“ in Form von Murmeln oder Steinen. Jede Träne erzeugt einen gewissen Klang, wodurch der Trauer Gestalt verliehen wird. Hübsche Blumen, die aus dem Krug „wachsen“, symbolisieren den Kindern Auswege aus der Trauer. Als zusätzliche Gedenkstätte helfen sie Kindern, ihre Trauer zu verarbeiten. „Kindern in solch‘ schwierigen Zeiten einen Ort des Trauerns zu schaffen, hilft den Kindern ungemein und zeigt die Vielfalt unserer pädagogischen Arbeit“, berichtet die Studierende Alexa Dogaru.

Bilderbücher stellen für die angehenden Erzieherinnen und Erzieher ebenfalls ein wichtiges Hilfsmittel bei der Trauerbewältigung dar. Sie dienen unter anderem als Anschauungsmittel und Identifikationsgrundlage, da die Kinder sich und ihre Situation wiedererkennen können. Das Unaussprechliche wird dadurch sagbar, das Unbegreifliche wird greifbar.

Insgesamt liegen hinter den jungen Erwachsenen zwei eindrucksvolle, fordernde und emotionale Tage in der Weihermühle, welche einen wichtigen Bereich in ihrer Ausbildung abdecken und nicht so schnell in Vergessenheit geraten werden.

– Alexa Dogaru und Sebastian Hamm –