Eintauchen in andere Religionen

Angehende Erzieherinnen beschäftigen sich mit den drei Weltreligionen. Sie gehen im Christentum, im Judentum und im Islam auf Spurensuche.

Von Helmut Engel

Ahornberg – Bei den Lernfeldtagen des sozialpädagogischen Seminars, die regelmäßig an der Fachakademie in Ahornberg in allen Klassenstufen stattfinden, ist es diesmal um „Interreligiöse Bildung – Vielfalt auf gleicher Basis“ gegangen.

Ziel des Seminars war es, sich genauer mit dem Christentum, aber auch mit anderen Glaubensrichtungen wie dem Islam oder dem Judentum zu befassen.

Um herauszufinden, welche Gemeinsamkeiten die drei abrahamistischen Weltreligionen haben, besuchten die Klassen mit den Lehrerinnen Tanja Hering und Kerstin Heyerth sowie dem Ahornberger Pfarrer Karlheinz Hillermeier die israelitische Gemeinde in Hof, die evangelische Christusbruderschaft in Selbitz, die muslimische Gemeinde in Martinlamitz und die alevitischen Gemeinde in Hof.

Antworten notierten sie auf Plakaten.

  • Zum Christentum: Pfarrer sind verpflichtet den „Glauben zu leben“ und zu den Werten des „Arbeitgebers“ zu stehen, hieß es. Der Alltag der Christen soll von den zehn Geboten geprägt sein. Friede, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit stünden im Vordergrund.
  • Zum Judentum: Beim Judentum ist vor allem das Alte Testament wichtig. In der Tora, der „Bibel der Juden“, stehen 248 Gebote, so viele wie der Mensch Knochen hat, und 365 Verbote, so viele wie der Mensch Sehnen hat, heißt es. Am achten Tag werden Jungen beschnitten, sieben ist die wichtigste Zahl der Juden.
  • Zum Islam: Der Koran hat 300 Seiten, 30 Kapitel und 114 Suren. Der Islam ist auf „fünf Säulen“ aufgebaut, nach denen Muslime leben: der Glaube an die Einheit Allahs, die fünf täglichen Gebete, die Wohltätigkeit, das Fasten während des Ramadans und die Pilgerfahrt nach Mekka. Kopftuch und lockere Kleidung bei Frauen seien freiwillig, heißt es. Für Muslime gelte: „Wenn der Nachbar hungrig zu Bett geht, bist du kein Moslem.“
  • Zu den Aleviten: Bei den Aleviten stehe der Mensch an erster Stelle, bei ihnen gelte die Gleichberechtigung, und sie seien weltoffen. Aleviten leben nicht nach den „Fünf Säulen des Islam“, und sie beten türkisch, nicht arabisch.

Die tiefste Erkenntnis der Erzieherpraktikantinnen sei gewesen, dass alle drei großen Weltreligionen auf den zehn Gebote basieren. In der Schule beschäftigten sie sich danach mit den anderen Kulturen, lernten Lieder in verschiedenen Sprachen, buken ungesäuertes Brot mit Pfarrer Hillermeier oder malten mit Bildhauerin Christine Regenberg arabische Kalligraphien. Diplom-Sozialpädagogin Birgit Wülfert-Fehr organisierte Gesprächskreise mit Ahornberger Schülern und Flüchtlingen aus Äthiopien, Somalia und Eritrea.



Helmut Engel: Eintauchen in andere Religionen
In: Frankenpost, Stadt und Landkreis Hof , 14.03.2016, S. 14

Matzen ist ein ungesäuertes Brot. Die angehenden Erzieherinnen mahlten Getreide mit der Handmühle, so wie es früher in jedem Nomadenzelt gemacht wurde. Foto: Helmut Engel

Matzen ist ein ungesäuertes Brot. Die angehenden Erzieherinnen
mahlten Getreide mit der Handmühle, so wie es früher in jedem Nomadenzelt
gemacht wurde. Foto: Helmut Engel

Alle waren sich einig, dass man viel neues Wissen gewonnen hat. „Man hat von anderen Kulturen und Religionen nur wenig gewusst und sich etwas zusammengereimt, was überhaupt nicht der Wirklichkeit entsprochen hat“, sagte eine Schülern. So entstünden Vorurteile, meinte sie, die sich auch auf die Arbeit mit Kindern und Eltern auswirkten.